SWR Landesschau Rheinland Pfalz

HIERZULAND

Hirschthal - Ein Ortsporträt von Thomas Keck

Sendung vom Dienstag, 7.8.2007 | 18.45 Uhr | SWR Fernsehen in Rheinland-Pfalz


 

Zeppelin – Woran denken Sie bei diesem Wort? Nein, keine Geschichten von fliegenden Zigarren, die baute er erst später in seinem Leben. Hier geht es um die außergewöhnliche Geschichte des Grafen, dieses noch jungen Haudegens, kurz nach Beginn des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71.

 

Ferdinand Graf von Zeppelin, 1838 in Konstanz am Bodensee geboren, trat bereits mit 17 Jahren in die württembergische Armee ein, kämpfte später im amerikanischen Bürgerkrieg, danach auf Seiten Österreichs gegen die Preußen bevor er ab 1870 im Deutsch-Französischen Krieg, diesmal für die Preußen, kämpfte, Zeppelin war als Generalstabsoffizier einer württembergischen Kavallerie-Brigade zugeteilt.

 

Nur wenige Tage nach dem Beginn dieses Krieges unternahm Zeppelin einen später viel gerühmten Erkundungsritt hinter die feindlichen Linien, um Position und Absicht der französischen Truppen in Vorbereitung für die wenige Tage später stattfindenden Schlachten von Weißenburg und Wörth zu erkunden. Sein waghalsiger Erkundungsritt durch das Elsass am 24. und 25. Juli 1870 wurde in den folgenden Jahrzehnten von der deutschen Presse in den schillerndsten Farben als „Schirlenhofritt“ immer wieder unters Volk gebracht.

Berichtet wird: Der aus zwölf Mann bestehende Reitertrupp nahm auf dem Schirlenhof, nahe Froeschwiller, ein Mittagsmahl zu sich, als sie von einer ganzen Eskadron französischer Chasseurs á Cheval überrascht wurden. Es kam zu einem kurzen Gefecht wobei mehrere Offiziere fielen und die übrigen in Gefangenschaft gerieten. Lediglich Zeppelin, der sich ein französisches Pferd aneignen konnte, gelang die Flucht. Dem Grafen gelang es, die Kette der Einschließer zu durchbrechen und entlang französischer Stellungen auf dem erbeuteten Pferd die Grenze bei Hirschthal zu erreichen. Dort empfing ihn mißmutige Zurückhaltung der Bauern, keiner wagte aus Furcht vor französischen Vergeltungsmaßnahmen, ihm den rechten Weg zu weisen. Daraufhin schnappte Zeppelin sich einen der Buben des Dorfes und ließ sich von diesem über das Hirschthaler Feld den Weg nach Nothweiler zeigen. Zum Dank für seine Leistung schenkte der Graf dem Buben einen Gulden. Noch später erinnerte sich Zeppelin an seinen kleinen Retter, schrieb ihm Briefe, überließ ihm Geschenke und lud ihn zur 1909 stattfindenden Luftschifffahrtausstellung nach Frankfurt ein.

 

Noch heute sprechen die kletterbegeisterten Reiter der Gegend von dem Reiterkunststück, mitsamt dem Pferd einen felsigen Abhang bei Nothweiler hinter sich zu bringen.

Am Platz, wo Graf Zeppelin wieder deutschen Boden betrat, stand ein mächtiger Baum, der später "Zeppelin-Buche" genannt wurde, heute finden Sie eine „neue“ Zeppelinsbuche an dem mit einem gelben Punkt markierten Wanderweg von Hirschthal zum Col de Hichtenbach.


RossFoto Dana Krimmling